Homeoffice ist in vielen Unternehmen ein Privileg und wird der Belegschaft mal mehr mal weniger großzügig ermöglicht. Absolute Grundvoraussetzung ist natürlich die Eigenverantwortung des Mitarbeiters und das Vertrauen des Vorgesetzten. Damit ist es oft nicht getan. Entweder die Führungskraft hat bei dem einen oder anderen Mitarbeiter, der im Homeoffice arbeitet, plötzlich doch kein gutes Gefühl (mehr). Oder andere Mitarbeiter bezweifeln, dass ihr Kollege wirklich arbeitet, wenn er zuhause ist. Vielleicht häuft sich das Phänomen „Homeoffice“ im Team und es wird immer schwieriger mal wieder alle Mitarbeiter gleichzeitig im Büro anzutreffen. Dieses Konfliktpotenzial lässt sich deutlich reduzieren, wenn es klare Regeln gibt – am besten von Anfang an. Wie bei vielen anderen Dingen auch scheiden sich die Geister bereits bei der Frage, was genau unter „Homeoffice“ verstanden wird. Ist 2 Stunden am Abend dranhängen Homeoffice? Oder wenn ich mich für 8 Stunden zuhause von der Außenwelt abschotte, um beispielsweise ein Projekt in Ruhe zu bearbeiten? Mancher bleibt zuhause, wenn sich Handwerker angekündigt haben, schreibt von da aus Emails und nennt das dann auch „Homeoffice“. Bereits bei diesen grundsätzlichen Punkten sollte die Führungskraft für Klarheit im Team sorgen.
Grundsätzliche Fragen:
- Geht Home-Office nur als ganzer Tag oder auch für ein paar Stunden?
- Heißt Homeoffice, dass der Kollege per Email und Telefon jederzeit erreichbar sein muss oder darf er sich „ausklinken“?
- Ist ein Handwerker-Termin, eine Möbellieferung usw. Grund genug, um für den Rest das Tages im Homeoffice zu bleiben?
- Welche Anlässe gelten überhaupt als zulässig, um von zuhause zu arbeiten? Braucht es überhaupt einen Anlass?
- Muss dem Vorgesetzten mitgeteilt werden, was man im Homeoffice bearbeiten möchte? Ist danach eine Art Tätigkeitsnachweis erforderlich?
- Wenn ein Mitarbeiter sich krank fühlt, dann aber von zuhause seine Mails checkt und beantwortet: ist er dann krank oder im Homeoffice?
Organisatorische Fragen:
- Wer darf überhaupt im Homeoffice arbeiten?
- Ist Homeoffice ein Privileg, was man sich erarbeiten muss oder gehört es zum Standard?
- Ist die Erlaubnis von zuhause arbeiten zu dürfen eine dauerhafte Freigabe oder kann der Vorgesetzte diese ggf. später wieder entziehen?
- Darf jeder Mitarbeiter selbst entscheiden, wann er ins Homeoffice geht? Oder muss er es vorher abstimmen/freigeben lassen? Oder muss er nur darüber informieren? Wer darf Homeoffice freigeben?
- Gibt es eine Obergrenze für Homeoffice-Tage pro Woche oder Monat?
- Wie und wann muss der Mitarbeiter während der Arbeitszeit zuhause erreichbar sein? Wird sein Telefon umgestellt?
- Soll vorab eine Abstimmung mit den Kollegen erfolgen, damit ausreichend Kollegen im Büro sind?
- Was passiert, wenn im Büro ein Kollege aus einer anderen Abteilung oder ein externer Kontakt (z.B. Kunde) den Kollegen sprechen will, der zuhause arbeitet?
Und wie nutzen Sie selbst als Führungskraft eigentlich Homeoffice? Arbeiten Sie gern von zuhause? Oder sind Sie lieber im Büro und lassen sich im Homeoffice zu leicht ablenken? Ob und wie auch immer Sie diese Möglichkeit nutzen: respektieren Sie, dass Ihre Mitarbeiter anders „ticken“. Hören Sie aber auch genau hin, warum jemand im Homeoffice arbeiten möchte. Was ist ihm dort möglich, was er im Büro nicht schafft? Welche Bedingungen können Sie im Büro herstellen, damit beispielsweise ein längeres konzentriertes und ungestörtes Arbeiten möglich ist? Oder ist es für Ihre Mitarbeiter vielleicht „einfach nur“ ein Privileg, ab und zu im Schlafanzug am Rechner zu sitzen, morgens nicht in die überfüllte U-Bahn steigen zu müssen und mittags eine Runde laufen gehen zu können? Flexible Arbeitszeiten und –orte zahlen meistens direkt auf die Arbeitszufriedenheit ein (mehr dazu finden Sie in diesem Artikel: Arbeitszufriedenheit). Grund genug also sich einmal intensiver mit dem Thema Homeoffice-Regelung zu beschäftigen. Denn bei aller Flexibilität und Selbstbestimmtheit suchen und brauchen die meisten von uns auch Sicherheit und Verbindlichkeit.