Coaching_Methoden

Hilfe, ich muss zum Coach!

Letzte Woche wurde ich in der Bahn unfreiwillig Zeuge eines Gesprächs zwischen zwei Mittvierzigern- offenbar beide Führungskräfte im gleichen Unternehmen. Der eine erzählte davon, dass ihn sein Vorgesetzter jetzt „zu einem Coach schicken“ will und er sich sehr darüber wundert. Sein Gesprächspartner lachte und meinte: „Dann musst Du also auf die Psycho-Coach?“. Die Unterhaltung lief so weiter und beide waren sich darin einig, dass so ein Coaching nur was für Leute „mit echten Problemen“ ist.

Auch bei meinen Klienten treffe ich hin und wieder auf Menschen, die zu mir „geschickt“ werden und die den Sinn und den Nutzen von Coaching anzweifeln. Aber warum ist das eigentlich so? Es gibt vermutlich zahlreiche Erklärungen dafür. Aber ich vermute, dass oftmals Unwissenheit dahinter steckt- Unwissenheit, was in so einer Coaching-Sitzung eigentlich passiert. Oder aber: wenn der Begriff „Coaching“ fällt, geht bei dem einen oder anderen eine Schublade auf, die nur sehr spärlich und einseitig befüllt ist. Es ist aus meiner Sicht daher Zeit mal wieder eine Lanze fürs Coaching zu brechen. Natürlich bin ich als Coach von der Sinnhaftigkeit meines Berufsstandes überzeugt. Aber was treibt meine Klienten zu mir ins Gespräch und was motiviert sie wiederzukommen? Nicht jeder Klient hat immer ein drängendes Problem oder eine große Herausforderung, die er im Coaching bearbeiten möchte. Sehr oft geht es darum einmal auf neutralem Boden seine Gedanken loszuwerden- und zwar ohne dass man ständig unterbrochen wird oder mit Konsequenzen rechnen muss. Allein das aktive Zuhören des Coaches und das interessierte urteilsfreie Nachfragen empfinden viele Klienten als äußerst wertschätzend und wertvoll, da im Arbeitsalltag oft die Zeit und teilweise auch das Gegenüber für so eine Reflexion fehlen.

Ein Großteil meiner Klienten nutzt das Coaching auch um sich Klarheit bezüglich einer zu treffenden Entscheidung zu verschaffen. Klarheit ist ohnehin – in meinen Augen – einer der wichtigsten Funktionen von Coaching. Oft drehen sich Gedanken im Kreis oder man hat das Gefühl in einer Sache auf der Stelle zu treten. Beim Coach werden die Dinge sortiert und priorisiert, und nicht selten ist es dieses Gefühl von „Ich-sehe-wieder-Land“, der die Klienten einen großen Schritt voranbringt. Die größten Aha-Erlebnisse haben meine Klienten häufig, wenn sie ihr Anliegen aus einem anderen, vielleicht auch ganz ungewöhnlichen Blickwinkel betrachten sollen. Oft wurde das zu bearbeitende Thema schon x-Mal durchdacht, vielleicht auch schon x-Mal mit Freunden besprochen- doch meist auf eine immer gleiche oder sehr ähnliche Weise, die einen selten voranbringt. Coaching heißt deshalb auch: raus aus gelernten Denkmustern und die Dinge mal anders sehen.

Ich verstehe Coaching als Angebot. Wer etwas verändern will oder Klarheit braucht, sollte Coaching als Chance sehen und als eine Möglichkeit nutzen. Und nein: bei mir kommt niemand auf die „Psycho-Coach“! Ganz im Gegenteil: hinlegen und „berieseln“ lassen, ist keine Option. Ich fordere meine Klienten vielmehr auf die Ärmel hochzukrempeln und aktiv zu werden. Wer eine Veränderung will, muss bereit sein sich selbst zu verändern. Coaching ist harte Arbeit- vor allem für den Klienten. Eine Arbeit die sich auszahlt.

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