In einem Unternehmen oder einer Abteilung neu als Führungskraft zu starten, ist aufregend. Man ist hoch motiviert, voller Tatendrang und möchte natürlich – vor allem am Anfang – möglichst alles richtigmachen. Wie sieht es mit einer Antrittsrede vor dem neuen Team aus? Muss man eine Antrittsrede halten, wenn man als Führungskraft neu startet? Was soll man dort sagen und was besser nicht? Gleich am ersten Tag oder erst wenn man etwas besser „angekommen“ ist?
Zeitpunkt und Länge der Antrittsrede
Ein gelungener Einstieg ist entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Deshalb kommt man aus meiner Sicht als Führungskraft um eine – wenn auch kurze – Antrittsrede nicht herum. Das neue Team ist unabhängig vom Vorgänger mit Sicherheit gespannt und neugierig, wer da kommt. Diese Neugier ist eine Chance für Sie: befriedigen Sie das Interesse Ihrer neuen Mitarbeiter. Nutzen Sie eine kleine Rede, um sich vorzustellen und damit Vertrauen und Sympathie aufzubauen.
Wann dafür der beste Zeitpunkt ist, hängt von vielen Faktoren ab. Wenn an Ihrem ersten Tag zu viele andere Dinge auf dem Programm stehen oder vielleicht das halbe Team abwesend ist, kann man als Führungskraft die Antrittsrede sicherlich etwas aufschieben. Ich würde aber nicht länger als drei Tage warten. Im Idealfall können Sie Ihr gesamtes Team dafür zusammenbringen. Schön wäre auch, wenn man einen ruhigen Raum nutzen kann, in dem Sie nicht gestört werden. Die Länge des Termins richtet sich nach den Inhalten, die Sie vermitteln wollen. Planen Sie aber auch Puffer für Fragen ein. 30 Minuten sind in der Regel ausreichend. Länger als eine Stunde sollte eine Antrittsrede inklusive Fragen nicht dauern.
Vorbereitung und Inhalte der Antrittsrede
Doch welche Themen sollten überhaupt angesprochen werden? Bereiten Sie sich am besten gut auf Ihren Auftritt vor. Überlegen Sie einmal in Ruhe, wie Ihre eigenen Chefs in der Vergangenheit ihren Einstieg gestaltet haben. Was ist Ihnen dabei besonders positiv, was vielleicht eher negativ in Erinnerung geblieben? Welche Fragen haben Sie beschäftigt als Sie das letzte Mal einen neuen Chef bekommen haben? Versetzen Sie sich in die Lage Ihrer neuen Mitarbeiter: was möchten diese vermutlich von Ihnen wissen? Was beschäftigt sie?
Im Kern geht es in jeder Antrittsrede um zwei Punkte: die Führungskraft stellt sich dem Team vor und vermittelt, dass sie sich auf die Zusammenarbeit freut. Man liegt deshalb sicherlich nicht falsch auf diese Fragen in seiner Rede eine Antwort zu formulieren:
- Wer ist mein neuer Vorgesetzter? Was ist das für ein Mensch?
- Was hat er gemacht bevor er hier bei uns angefangen hat?
- Was hat ihn motiviert diese Aufgabe hier zu machen und was hat er sich vorgenommen?
- Wie ist sein Führungsstil?
- Welche Werte sind ihm wichtig?
Je nachdem wie viel Sie im Vorfeld zur aktuellen Situation und dem Kontext Ihres Teams in Erfahrung bringen können, bietet es sich an darauf Bezug zu nehmen. Musste das Team ggf. eine lange Zeit ohne Vorgesetzten auskommen? Gab es vorher viele Wechsel bei ihren Vorgängern? Befindet sich das Unternehmen/ das Team gerade in einer Zeit voller Veränderungen und Herausforderungen?
Und so besser nicht
Sicherlich gibt es auch das eine oder andere, was man in seiner Antrittsrede vermeiden sollte. Wichtig ist, dass die Rede zu Ihnen passt und Sie authentisch bleiben. Ansonsten lauern noch folgende Stolpersteine:
- Die Rede sollte nicht zu lang und zu detailliert sein. Fassen Sie sich eher kurz und konzentrieren Sie sich auf die wesentlichen Punkte. Für Details haben Sie später noch jede Menge Zeit.
- Sonnen Sie sich möglichst nicht zu ausführlich in Ihrem Werdegang und Ihren Qualifikationen. Wer zu dick aufträgt, wirkt in der Regel nicht besonders sympathisch.
- Formulieren Sie Ihre Inhalte „adressaten-gerecht“ und verständlich. Es empfiehlt sich nicht zu künstlich-sachlich, aber auch nicht zu philosophisch-allgemein zu sprechen. Nutzen Sie Formulierungen, die plausibel, konkret und allgemein verständlich sind.
- Lassen Sie Ihren Vorgänger aus dem Spiel. Sich auf einen Vergleich zum Vorgänger einzulassen, birgt ein unkalkulierbares Risiko. Denn Sie wissen zu diesem Zeitpunkt meist viel zu wenig über den Erfolg und das Ansehen Ihres Vorgängers. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Zukunft mit dem Team. In dieser Rede geht es um Sie und nicht darum, was vorher war.
- Verzichten Sie auf Spickzettel oder ähnliches. Halten Sie die Rede frei- nur so wirken Sie authentisch und können den Blickkontakt mit Ihrem Team halten. Ihre neuen Mitarbeiter sind nicht gekommen, um einen perfekten Redner zu sehen, sondern um ihren neuen Chef kennenzulernen.
Umgang mit kritischen Fragen aus dem Team
Möglicherweise nutzt der eine oder andere Mitarbeiter Ihre Antrittsrede, um Sie mit kritischen Fragen zu konfrontieren. Kritische Fragen oder Kommentare Ihrer Mitarbeiter sollten jedoch nicht den Rahmen sprengen. Lassen Sie sich das Zepter nicht aus der Hand nehmen und vom Thema ablenken. In dieser Rede geht es um eine kurze Vorstellung Ihrer Person und (noch) nicht um Details der Zusammenarbeit. Nehmen Sie diese Wortmeldungen interessiert entgegen und versichern Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie sich später gerne dazu äußern werden, wenn Sie sich einen besseren Überblick verschafft haben.
Alles wird gut 😉
Und noch ein Tipp zum Schluss: nutzen Sie die Antrittsrede doch auch gleich, um erste Beobachtungen über Ihre Mitarbeiter zu machen: Wer steht/ sitzt in der ersten Reihe? Stehen/ sitzen die Mitarbeiter ggf. in Gruppen zusammen? Wer kommt zu spät? Wer hört interessiert zu oder wer unterhält sich während Sie reden/ schaut auf sein Telefon? Wer runzelt ggf. die Stirn oder nickt zustimmend bei Ihren Worten? Welcher Mitarbeiter ist aktiv und stellt Fragen?
Eine Antrittsrede ist also sowohl für ihre Mitarbeiter als auch für Sie als Führungskraft lohnenswert und ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit. Viel Erfolg dabei!