Arbeitszufriedenheit

Arbeitszufriedenheit und Gehalt: ohne Moos nix los?

Wie eine aktuelle Studie belegt, ist Arbeit für die meisten „nur“ Mittel zum Zweck. Angestellten ist vor allem wichtig genug Geld zu verdienen, damit sie sich ein erfülltes Privatleben leisten können. Ist das Gehalt damit das wichtigste oder sogar einzige wirklich wirksame Mittel, um Mitarbeiter zu motivieren und dauerhaft zu binden? Was hat den größten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit Ihrer Mitarbeiter?

 

Gehalt als Zufriedenheitsfaktor

In einer repräsentativen Umfrage von AVANTGARDE Experts wurden über 1.000 Berufstätige gefragt, wie zufrieden sie sind und was ihnen bei der Arbeit wichtig ist. Mit 37 Prozent liegt das Gehalt an der Spitze, wenn es darum geht, welche Faktoren die eigene Arbeitszufriedenheit positiv beeinflussen würden. Mal abgesehen davon, ob man im Unternehmen überhaupt über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügt mehr Gehalt auszuschütten- ist es wirklich so einfach mit einer Gehaltssteigerung dauerhaft die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter zu steigern? Unzählige Studien und Fachartikel haben dies inzwischen widerlegt. Mitarbeiter können demnach über ein höheres Grundgehalt nur für kurze Zeit motiviert und zufriedengestellt werden. Vorausgesetzt das Gehaltsniveau befriedigt die wichtigsten Bedürfnisse des Lebens, wie Wohnen, Kleidung und Nahrung, wirkt eine Gehaltserhöhung nur sehr kurzfristig. Der Grund dafür ist naheliegend: mit mehr Geld in der Tasche passen die meisten auch ihre Lebensgewohnheiten an. Damit gehen oft neue Wünsche und auch höhere Gehaltsvorstellungen einher. Es leuchtet zwar ein, dass Gehalt (immer wieder) ganz vorn auf der Wunschliste der Arbeitnehmer steht. Aus Unternehmenssicht ist dieser Faktor aber immer nur kurzfristig und mit immer wieder neuen Anpassungen zu erfüllen.

 

Familie und Freizeit stehen hoch im Kurs

Interessant sind daher vor allem die Faktoren, die an Stelle 2 und 3 gelandet sind: Work-Life-Balance (12,1 Prozent) und Arbeitszeit (11,8 Prozent). Immerhin 37,9 Prozent der Befragten wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten (Tendenz steigend im Vergleich zum Vorjahr). Familie und Freizeit werden immer wichtiger. Dieser Trend wird sicherlich vor allem durch die Generationen Y und Z getrieben, für die die Karriere in der Regel nicht im Vordergrund steht. So würden sich die Mehrheit der Teilnehmer (77 Prozent) für die Familie entscheiden, wenn Sie zwischen Karriere und Familie wählen müssten. 78,2 Prozent wünschen sich künftig sogar mehr Privatleben (hingegen nur 21,8 Prozent mehr Karriere). Man kann es also drehen und wenden: es bleibt dabei, dass das Privatleben für die meisten im Vordergrund steht und der Job Mittel zum Zweck ist.

 

Zeitliche Flexibilität ist alternativlos

Möchte man seine Mitarbeiter also dauerhaft motivieren und zufriedenstellen, muss man sich u.a. Gedanken über flexible Arbeitszeitmodelle machen. In vielen Unternehmen gibt es noch immer starre Vorgaben und strenge Arbeitszeiten von 9 bis 18 Uhr. Das mag in der Vergangenheit funktioniert haben und seine Gründe haben. Aber es liegt auf der Hand, dass man auf diesem Weg immer weniger den Bedürfnissen seiner Mitarbeiter gerecht wird und damit Gefahr läuft diese zu verlieren. Es spricht nichts dagegen Kernarbeitszeiten vorzugeben. Aber ist es wirklich erforderlich, dass das gesamte Team um 9 Uhr im Büro sein muss? Wie viel Flexibilität ist möglich? Was wünschen sich Ihre Mitarbeiter? Fragen Sie sie doch einfach einmal. Vielleicht testen Sie auch einmal mit Ihrem Team für eine Woche oder einen Monat, wie sich ein flexibleres Modell auswirkt? Grundlage ist sicherlich ein verantwortungsvoller Umgang Ihrer Mitarbeiter mit der neuen Regelung. Das sollte man im Vorfeld einfach klar kommunizieren. Und es setzt natürlich Ihr Vertrauen voraus- wie wäre es mit einem Vertrauensvorschuss? Es wird sich auszahlen, wenn Sie beispielsweise sehen, wie motiviert Ihre Mitarbeiterin mittwochs immer ins Büro kommt, wenn sie vorher schon beim Yoga war. Oder wie dankbar der Kollege ist, der spontan eher gehen kann, um mit seinem Sohn Schlitten fahren zu gehen, wenn für den nächsten Tag schon wieder Tauwetter vorhergesagt ist. Und mal ganz ehrlich: haben Sie nicht auch private Angelegenheiten, die Sie auch gerne einmal unter der Woche erledigen möchten?

 

Teilzeit immer beliebter

Derzeit ist rund jeder Zweite mit seiner 5-Tage-Woche zufrieden. Aber auch dieser Wert ist rückläufig: bereits 30 Prozent wünschen sich eine 4-Tage-Woche und würden dafür auch auf Geld verzichten. Damit dieses Modell im Unternehmensalltag jedoch ankommen kann, muss noch vielerorts ein Umdenken stattfinden. Sehr oft wird der Personalbestand noch in „Köpfen“ gemessen: ist eine Stelle mit 32 Stunden besetzt, entfallen die übrigen 8 Stunden. Auch wenn rein rechnerisch drei Vollzeitstellen vier 4-Tage-Wochen entsprechen, werden nur drei Stellen freigegeben. Damit ist natürlich nachvollziehbar, warum Führungskräfte bevorzugt Vollzeit-Mitarbeiter einstellen und einer 4-Tage-Woche kritisch gegenüberstehen. Dabei beweisen tausende Mütter täglich, dass auch Teilzeit-Kräfte verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen und einen wertvollen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten können. Nicht selten arbeiten Mütter besonders effizient, da sie wissen, dass Ihnen jeden Tag nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung steht um ihre Aufgaben zu erfüllen. Warum soll das bei Mitarbeitern, die aus anderen privaten Gründen in Teilzeit arbeiten möchten, anders sein?

 

Man darf als Führungskraft also die Augen nicht davor verschließen, dass ein Wertewandel in vollem Gange ist. Das Privatleben und die Verwirklichung privater Interessen stehen für die Mitarbeiter im Vordergrund. Arbeitsbedingungen, die hier im Weg stehen, werden nicht lange toleriert. Wer seine Mitarbeiter also dauerhaft zufriedenstellen und binden will, muss seinen Mitarbeitern flexible Arbeitszeitmodelle ermöglichen.

 

One thought on “Arbeitszufriedenheit und Gehalt: ohne Moos nix los?

  1. […] zahlen meistens direkt auf die Arbeitszufriedenheit ein (mehr dazu finden Sie in diesem Artikel: Arbeitszufriedenheit). Grund genug also sich einmal intensiver mit dem Thema Homeoffice-Regelung zu beschäftigen. Denn […]

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